Die Menschen der Steinzeit lebten in Höhlen, jagten Mammuts und waren insgesamt ein bisschen primitiv – so das gängige Klischee. Ob das wirklich so war? Weit gefehlt! Die Probleme beginnen schon beim Begriff, denn immerhin umfasst die Steinzeit über zweieinhalb Millionen Jahre, die sich von den frühesten Vertretern der Gattung Homo bis zum hochentwickelten Kulturmenschen erstrecken – von Lucy bis Ötzi. Die Höhlenmalereien von Lascaux fallen ebenso in diesen Zeitabschnitt wie der Hindsgavl-Dolch oder die weltberühmte Architektur von Stonehenge.  Obwohl dieser Vielfalt ein einzelner Begriff gar nicht gerecht werden kann, geht vom Wort „Steinzeit“ doch ein besonderer Zauber aus: Er steht für den Beginn unserer Kulturgeschichte, für den Siegeszug des Menschen.

Auch in Villingen-Schwenningen hinterließ die Steinzeit ihre Spuren, wenngleich spektakuläre Funde und Fundstätten fehlen. Dennoch werfen die gewonnenen Erkenntnisse ein spannendes Licht auf das Leben der ersten „Baaremer“, die den heimatlichen Boden betraten.

Schwäbischer Erfindergeist

Lange Zeit galt die Herstellung von Waffen und Werkzeugen als originäre Kulturleistung des Menschen, als eines jener Kriterien, die uns vom Tier unterscheiden. Neuere Forschungen zeichnen ein anderes Bild: Der Gebrauch von Werkzeugen wurde nicht nur bei Primaten beobachtet, sondern auch bei Delfinen, Elefanten und sogar Schweinen. Mit der Primatenarchäologie entstand sogar ein ganz neues Forschungsfeld, das sich um Abgrenzung von menschlichen und tierischen Artefakten bemüht.

Unabhängig davon gelten bis heute einfache Geröllgeräte (so genannte Chopper) aus der Olduvai-Schlucht in Ostafrika als die ältesten menschlichen Artefakte und markieren damit den Beginn der Steinzeit. Ihre Hersteller gehörten noch nicht der Gattung Homo sapiens an, sondern sind eher unter Vertretern des Homo rudolfensis, Homo habilis oder des Australopithecus zu suchen. Mit ihrem Auftreten vor ca. 2,7 Millionen Jahren beginnt die Altsteinzeit oder Paläolithikum. Bis der moderne Mensch die Bühne der Weltgeschichte betrat, sollten noch gut zweieinhalb Millionen Jahre vergehen – bis dahin hatten sich seine Vorfahren bereits zu spezialisierten Jägern entwickelt, die Feuernutzung entdeckt, die Herstellung von Kleidungsstücken erlernt und in weite Teile der Welt ausgebreitet.

Löwenmensch vom Hohlenstein-Stadel, ca. 33.000 – 39.000 v. Chr. (Foto: Dagmar Hollmann / Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 4.0)

Einige der wichtigsten Funde zur Geschichte der Menschwerdung wurden in Baden-Württemberg gemacht: Der Unterkiefer von Mauer stammt vom Homo heidelbergensis, aus dem später der Homo steinheimensis und schließlich der Neandertaler hervorgehen sollte, der unsere Breiten bis vor ca. 40.000 Jahren bewohnte. Seine letzten Lebensjahre während der Epoche des Aurignacien (42.000 bis 31.000 Jahre vor heute) teilte sich dieser mit dem Homo sapiens, wie unter anderem die berühmten Fundstätten des UNESCO-Welterbes „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“ belegen.   Während der Neandertaler unter nicht ganz geklärten Umständen ausstarb, breitete sich der Mensch immer weiter aus und hinterließ uns mit Kleinskulpturen wie dem Löwenmenschen oder der Venus vom Hohlefels einige der frühesten plastischen Arbeiten.

Als diese urschwäbischen Tüftler in ihren Höhlen zugange waren, wurde die Welt gerade von der letzten Kaltzeit mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von -4°C im heutigen Süddeutschland im Griff gehalten. Inzwischen ausgestorbene Großsäuger wie Wollnashörner, Höhlenlöwen und Mammuts durchstreiften die Landschaft, die Menschen folgten ihnen als Jäger und Sammler. Dass sie auch auf dem heutigen Stadtgebiet unterwegs waren, beweisen die rund ein Dutzend Backen- und Stoßzahnfragmente vom Mammut, die seit 1948 im Schwenninger Ziegelwerk geborgen wurden, zunächst von Fachlehrer Hermann Rupp, später unter Leitung des Schwenninger Museumsdirektors Rudolf Ströbel. Wie die armen Tiere vom Menschen gejagt werden, zeigt ein Bild aus einer Serie von romantisierenden Zeichnungen, die in den 60er-Jahren für das Heimatmuseum angefertigt wurden.

Darstellung einer Mammutjagd auf dem Gebiet des heutigen Schwenningen, Heimatmuseum, 1960er-Jahre

Am Ende des Pleistozäns begann sich die Erde wieder zu erwärmen und die Wiederbewaldung Mitteleuropas setzte ein. Das bisher bejagte Großwild starb aus, Fauna und Flora entsprachen nun dem Bild, das Europa bis ins Mittelalter hinein prägte. Der Mensch musste lernen, mit diesen veränderten Lebensbedingungen zurecht zu kommen, und er reagierte mit einer Intensivierung des Fischfangs, der Jagd auf Standwild und dem Sammeln von Früchten, Beeren, Pilzen und Nüssen, die nun in reicher Zahl wuchsen. Der wohl interessanteste steinzeitliche Fund aus dem Stadtgebiet stammt aus dieser bewegten Zeit.

Eine seltene Momentaufnahme

Im Herbst 1957 entdeckten Kanalarbeiter in der Schwenninger Seestraße, Ecke Brühlstraße, in knapp vier Metern Tiefe Knochenreste, die bei einer Untersuchung im Stuttgarter Naturkundemuseum als Beckenknochen und Lendenwirbel eines weiblichen Auerochsen identifiziert wurden. Das Tier war wohl im Torf eines inzwischen verlandeten Sees zu Tode gekommen. Als Rudolf Ströbel die Beckenschaufel näher inspizierte, fiel ihm ein sonderbares Loch in der linken Flanke auf. Überrascht stellte der Archäologe fest, dass in diesem Loch noch eine Feuersteinpfeilspitze steckte – die 10.000 Jahre alte Spur eines mittelsteinzeitlichen Jägers und damit die älteste dokumentierte Jagdverletzung eines Auerochsen in Baden-Württemberg!

Beckenschaufel eines Auerochsen aus Schwenningen

Das Projektil, ein Pfeil mit einem 1,8 cm langen Mikrolithen als Spitze, hatte das Tier horizontal von der Seite her getroffen und war 3 cm tief in den Knochen eingedrungen. Da noch keine Knochenheilung eingesetzt hatte, muss der Schuss für den Ochsen letztendlich tödlich gewesen sein, wobei nicht gesagt werden kann, ob er im Sumpf ertrank oder am Wundfieber starb. Der Befund ist jedenfalls einzigartig im süddeutschen Raum und lieferte, da die Knochen in Torf eingebettet waren, eine der wenigen pollenanalytischen Daten des frühen Mesolithikums. So konnte das Ereignis auf die Zeit um 8000 – 7700 v. Chr. datiert werden und damit in die Zeitstufe Beuronien B, benannt nach dem Fundort Jägerhaushöhle bei Beuron auf der Schwäbischen Alb.

In der Baar breiteten sich damals lichte Kiefernwälder mit flachen Seen und Sümpfen aus, an deren Rändern einzelne Birken wuchsen – ein ideales Umfeld für den Auerochsen und damit ein wichtiges Jagdrevier für den steinzeitlichen Menschen, der hier nicht siedelte, sondern von auswärts gekommen sein muss. Die Baar ist umgeben von wichtigen mesolithischen Fundorten am Oberrhein, im Stuttgarter Raum, im Donautal und am Bodensee. Bekannt ist zum Beispiel der Fundplatz Rottenburg-Siebenlinden, wo eine außergewöhnlich gut erhaltene Freilandstation dokumentiert werden konnte. Woher die Baaremer Jäger stammten, muss jedenfalls erst einmal offen bleiben.

Der dramatische Tod der bei Schwenningen entdecken „Urkuh“, Heimatmuseum, 1960er-Jahre

Mensch oder Nichtmensch, das ist hier die Frage

Nicht nur die eingangs erwähnten Affenwerkzeuge tragen zur Verwirrung bei: Bei paläo- und mesolithischen Einzelfunden ist es manchmal schwer zu entscheiden, ob ein Stück natürlichen oder menschlichen Ursprungs ist. Dies gilt etwa für einige Steinobjekte von der Schwäbischen Alb, die früher dem „grobgerätigen Mesolithikum“ zugerechnet wurden, heute aber als natürliche Absplitterungen oder Halbfabrikate angesehen werden. Solche unsicheren Funde liegen auch aus dem Villinger Stadtgebiet vor. Ein 4,0 x 4,2 cm großes, scharfkantiges Bruchstück aus gelblichem, leicht durchscheinenden Gestein ohne Retuschen und mit schwach ausgeprägten Schlagspuren wurde 1956 von Rudolf Ströbel an der Schwenninger Straße entdeckt, eine Nachbegehung erbrachte keine weiteren Funde. Der von Beate Schmid in ihrem Überblickswerk „Die urgeschichtlichen Funde und Fundstellen der Baar“ erwähnte Einzelfund, bei dem es sich vielleicht um einen unbearbeiteten Abschlag handelt, war zum Zeitpunkt der Publikation (1991) nicht auffindbar, konnte aber vor wenigen Jahren bei der Inventarisierung im Franziskanermuseum identifiziert werden.

Mutmaßlicher Abschlag aus Villingen, Franziskanermuseum

Als „höchst zweifelhaft“ bewertete Schmid einige Fumde aus Muschelkalkhornstein, die vom Hobbyforscher Ferdinand Stein 1969 in einer Baugrube am Warenberg sowie in den 70ern im Aushub der Magdalenenberg-Grabungen entdeckt wurden (Schmid 1991, S. 25). Die Objekte wurden mehrfach wissenschaftlich begutachtet, unter anderem von Rudolf Ströbel, Wolfgang Taute und Konrad Spindler. Während die beiden Erstgenannten die Objekte für mesolithisch hielten, konnte Spindler an ihnen keine Hinweise auf menschliche Bearbeitung erkennen. Durch Frosteinwirkung können die am Warenberg massenhaft anstehenden Hornsteinknollen aufgesprengt werden, wodurch Absplitterungen in Klingenform entstehen, die leicht Artefakten  ähneln können. Man spricht dabei auch von „Geofakten“. Als älteste Funde auf Villinger Gebiet können diese Stücke bis auf Weiteres also nicht gelten.

Der Beginn der Sesshaftigkeit und die ersten Schwenninger

Mit der Sesshaftwerdung des Menschen im 6. Jt. v. Chr. beginnt ein neuer Abschnitt der Menschheitsgeschichte: Die Jungsteinzeit oder Neolithikum. Der Mensch hatte sich vom Jäger und Sammler zum Nahrungsmittelproduzenten entwickelt, er domestizierte Wildtiere  – zunächst Schafe und Ziegen, später Schweine und Rinder – und züchtete Kulturpflanzen, darunter die Getreidearten Emmer, Einkorn und Gerste sowie Hülsenfrüchte wie Erbsen und Linsen. Die dafür erforderlichen Arbeitskräfte wurden in gemeinschaftlichen Siedlungen konzentriert, was zu neuen Formen des Zusammenlebens und schließlich zur Herausbildung rechtlicher, politischer und religiöser Strukturen führte. Das revolutionäre Wissen hatte sich vom Nahen Osten aus über die Ägäis und den Bosporus nach Mitteleuropa verbreitet, wo mit den Bandkeramikern um 5700 v. Chr. die erste bäuerliche Kultur in Erscheinung trat. Ob diese Menschen tatsächlich aus dem Karpatenbecken eingewandert sind, wie genetische Untersuchungen nahelegen, ist noch nicht sicher geklärt. Noch umstrittener sind frühe Getreidepollenfunde in der Schweiz, in Frankreich und in Süddeutschland, die ins 7. Jt. v. Chr. und damit noch ins Mesolithikum datieren – und eine selbstständige Entwicklung des Ackerbaus nahelegen würden.

Frühe Ackerbauern beim heutigen Schwenningen, Heimatmuseum, 1960er-Jahre

Auf der Baar werden die Fundstellen nun zahlreicher, neben Einzelfunden sind 12 Siedlungen aus der näheren Umgebung von Villingen-Schwenningen bekannt. Ein Gunstraum war die raue Baar zu dieser Zeit sicher nicht, doch der Anbau der wichtigsten Getreidesorten war aufgrund der geringen Niederschläge und einiger Lößböden trotz der vergleichsweise großen Höhe möglich. Eine der ältesten Siedlungen sowohl im Stadtgebiet als auch auf der Baar überhaupt (neben einer weiteren bei Rottweil) wurde in den 60er-Jahren von Rudolf Ströbel im Dickenhardt bei Schwenningen entdeckt, wo der Archäologe den Lehmabbau durch eine Ziegelei überwachte. Aus mehreren Gruben mit Pfostenlöchern stammen 36 Silices, darunter zehn Klingen und Klingenbruchstücke, sowie Sandsteinplatten, ein Mahlstein, ein Roteisenstein und zwei Schuhleistenkeile nebst einigen schlecht erhaltenen Keramikscherben – das typische Inventar einer linearbandkeramischen Siedlung. Die Verzierung der Scherben weist Ähnlichkeiten mit Funden aus dem Oberrheingebiet, dem Hochrhein und dem westlichen Neckarraum auf, besonders ähnlich sind sich jedoch die beiden Fundplätze Rottweil und Schwenningen, was vielleicht auf dieselbe Regionalgruppe hinweist (Schmid 1991, S. 26). In der Nähe des Fundortes, am Rand des Schwenninger Mooses, wurde anlässlich der Landesgartenschau 2010 ein Gelände mit steinzeitlichem Haus in Lehmbauweise, Lehmbackofen und Flecht- und Palisadenzäunen errichtet, das vom BUND unterhalten wird und einen guten Eindruck vom Leben in der Jungsteinzeit vermittelt.

Steinzeithaus am Schwenninger Moos (Foto: BUND Schwarzwald-Baar-Heuberg)

Villingen in der Jungsteinzeit

Womöglich wurde zur selben Zeit auch in Villingen gesiedelt: Im Jahr 2012 untersuchten der Archäologe Thomas Knopf und seine Studenten von der Universität Tübingen einige auffällige Gruben und Gräbchen am Hang westlich des Magdalenenbergs. Mittels der C14-Methode konnten in ihnen enthaltene Holzkohlen ins 6. Jahrtausend v. Chr. und damit in die Zeit der Bandkeramiker datiert werden – ein überraschender Befund, doch ob es sich wirklich um Siedlungsspuren handelt, ist unklar. Organische Reste, die aus Kolluvien, also angeschwemmten Lockersedimenten, unweit dieser Fundstelle entnommen wurden, datierten ins 4. Jahrtausend und damit ebenfalls in neolithische Zeit. Die Hinweise auf eine frühe Landnutzung an diesem exponierten Ort, an dem Jahrtausende später die Kelten ihren Fürsten begruben, verdichten sich.

Ob eine 1881 bei der Brigachkorrektion gefundene Steinaxt tatsächlich aus dem heutigen Stadtgebiet stammt oder angeschwemmt wurde, ist hingegen nicht mehr zu ermitteln. Der Form nach handelt es sich um einen Schuhleistenkeil der Rössener Kultur, die auf die Bandkeramiker folgte und zwischen 4790 und 4550 v. Chr. weite Teile des heutigen Deutschlands besiedelte. Die am nächsten gelegene mittelneolithische Siedlung in unserer Region ist vom „Bürglebuck“ bei Riedböhringen bekannt und wurde vom Villinger Paul Revellio 1925 erforscht. Der Siedlungsort, an dem sich später ebenfalls Kelten niederließen, war günstig gewählt, denn die natürliche Schutzlage und eine gute Fernsicht waren ebenso vorteilhaft wie die Bedingungen für den Ackerbau. Dass nun im Mittelneolithikum allgemein gegenüber der bandkeramischen Zeit besser geschützte Siedlungsplätze gewählt wurden und diese häufiger von Palisaden und Wällen umgeben waren, könnte auf eine konfliktreiche Zeit hindeuten – auch die in der Brigach gefundene Steinaxt könnte durchaus mehr Waffe als Werkzeug gewesen sein.

Vitrine mit Steinbeilen in der Abteilung „Mensch, Arbeit, Technik“, Franziskanermuseum

Der älteste sicher von Villinger Gemarkung stammende Fund wurde nur unweit des später von Knopf untersuchten Areals geborgen, und zwar im Jahre 1983 von Manfred Hettich, der im selben Jahr schon eine merowingerzeitliche Bronzenadel und einen spätkeltischen Glasring entdeckt hatte. Das knapp 16 cm lange Beil aus grünlichem Felsgestein datiert wohl ins Endneolithikum und gelangte durch eine Schenkung von Werner Huger, der es von Hettichs Witwe Gertrud erhalten hatte, ins Franziskanermuseum, wo es seit einigen Jahren ausgestellt ist.

Etwas mysteriös sind hingegen die 19 anderen im Museum aufbewahrten Beile und Beilfragmente. Sie kamen wohl schon vor den 1920er-Jahren in die Sammlung, der Fundort und die Umstände der Erwerbung sind jedoch nicht dokumentiert. Beate Schmid weist in diesem Zusammenhang auf einen alten Inventareintrag eines Steinbeils mit Holzgriff von einer Pfahlbausiedlung am Bodensee hin, und vermutet, dass dies auch auf die Beilklingen zutrifft.

Nicht ausgestellte Steinbeile aus dem Museumsdepot, Franziskanermuseum

Der Anbruch einer neuen Ära

Während des Neolithikums scheint die Baar eher dünn besiedelt gewesen zu sein. Die wenigen nachgewiesenen Siedlungsplätze sind eher spärlich, auch wenn sie fast alle bekannten südwestdeutschen Kulturen der Jungsteinzeit abdecken. Neolithische Gräber fehlen ebenso wie eindeutige Siedlungsspuren aus dem Endneolithikum, dem letzten Abschnitt der Steinzeit.

Nach dem noch immer geläufigen Dreiperiodensystem des dänischen Archäologen Christian Jürgensen Thomsen endet diese schließlich mit dem Beginn der Metallverarbeitung in der Bronzezeit. In Wahrheit sind die Grenzen fließend: Während einer langen Übergangsphase, die als Kupferzeit oder Kupfersteinzeit bezeichnet wird, erprobte die Menschheit erstmals die Verwendung von Metall für Waffen und Werkzeuge. Das neue Material war damals eine absolute Rarität, noch Jahrtausende lang dominierten Holz, Knochen und Stein. Der weltweit bedeutendste Fund aus dieser wichtigen Übergangszeit ist die „Gletschermumie“ Ötzi, in deren Ausstattung sich neben einem Silexdolch und Steinpfeilspitzen auch ein kostbares Kupferbeil befand. Allmählich veränderten die Verarbeitung und der Handel von Metallgütern die Gesellschaft, neue Hierarchien entstanden, aus denen komplexe Gesellschaftsstrukturen hervorgingen. In Villingen-Schwenningen fehlen Funde aus der Kupferzeit bislang, erste Metallfunde datieren in den Beginn der mittleren Bronzezeit (→ Auf den Spuren der Bronzezeit in Villingen-Schwenningen).

Die Steinzeit war die längste Epoche in der Geschichte der Menschheit. Doch sie war komplex, vielschichtig und unzähligen zeitlichen und räumlichen Veränderungen unterworfen. Das Bild des stupiden Höhlenmenschen trifft auf die Realität nicht zu: Durch die Ferne der Jahrtausende begegnen wir Menschen, die uns Heutigen auf verblüffende Weise ähneln, die lachten, liebten und weinten wie wir. In der Steinzeit wurden wir, wer wir sind.


Literatur:

  • Hettich, Manfred: — 4000 Jahre — Ein Steinbeil der Jungsteinzeit auf Villinger Gemarkung Ältester lokal gesicherter Fund aus der Vorgeschichte beim Magdalenenbergle, in: Villingen im Wandel der Zeit, Jahrgang IX / 1984-1985, S. 9.
  • Knopf, Thomas et al.: Archäologische und bodenkundliche Untersuchungenzur Besiedlungs- und Landnutzungsgeschichte der Baar, in: Schriften der Baar, Band 58, Donaueschingen 2015.
  • Parzinger, Hermann: Die Kinder des Prometheus. Eine Geschichte der Menschheit vor der Erfindung der Schrift, München 2014.
  • Revellio, Paul: Beiträge zur Geschichte der Stadt Villingen, Villingen im Schwarzwald, 1964.
  • Schmid, Beate: Die urgeschichtlichen Funde und Fundstellen der Baar, Rheinfelden 1991.
  • Spindler, Konrad: Aus der Geschichte. Vor- und Frühgeschichte, in: Gutknecht, Rainer: Der Schwarzwald-Baar-Kreis, Stuttgart/Aalen 1977, S. 60.